Allergien

Allergien sind Überempfindlichkeits-Reaktionen des Immunsystems auf zunächst harmlose Stoffe (Antigene = Allergene). Diese Allergene können bei allergischen Personen die Bildung von Antikörpern erzeugen. Allergien können zudem entzündliche Reaktionen und Gewebeschädigungen hervorrufen. Mehr...

Schimmelpilzallergie

Baubiologisch relevant sind hier z.B. Schimmelpilze und deren Toxine: laut Umweltbundesamt können durch Mykotoxine allergische Reaktionen hervorgerufen werden (Umweltbundesamt 2002). Typische Symptome solcher Allergien sind (Heu)Schnupfen, Augentränen, Schleimhautreizungen, Niesen etc. Personen, die durch den Kontakt mit Schimmelpilzen sensibilisiert sind, können auch auf geringe Konzentrationen in der Raumluft reagieren. Durch den Nachweis spezifischer Antikörper (IgG) im Blut der betroffenen Personen kann allerdings lediglich der Kontakt zu Schimmelpilz(sporen) gezeigt werden. Über die Expositionshöhe oder Schimmelpilzart sagt dies zunächst nichts aus. Leider gibt es zur Zeit nur für wenige Schimmelpilzarten eine direkte Nachweismethode. Die meisten in Innenräumen vorkommenden Schimmelpilzarten werden bei diesen Tests nicht erfasst. Ein negatives Testergebnis bietet somit keine ausreichende Sicherheit bezüglich allergischer Reaktionen auf evtl. vorkommende Schimmelpilze.

Zudem werden diverse Mykotoxine von den jeweiligen Schimmelpilzen z.T. nur unter sogenannten "Stressbedingungen", also unter realen Bedingungen und nicht unter Laborbedingungen produziert. Für ein mögliches Testsystem sind diese Stoffe daher nur in unzureichender Quantität zu isolieren. Eine exemplarische Zusammenstellung der häufigsten Allergene befindet sich zur Zeit im Aufbau.

Schimmelpilze, wie z.B. Alternaria, Aspergillus, Penicillium, Cladosporium, Botrytis oder Mucor sowie Schimmelpilzsporen, Hausstaubmilben, Pollen und Tierhaare können in betroffenen Innenräumen eine Überempfindlichkeits-Reaktion vom Direkt-Typ auslösen. Sie zählen zu den Inhalations-Allergenen.

Kontaktallergene, wie z.B. Schwermetalle, Duftstoffe, Konservierungsmittel, Terpene, Pestizide etc., die aus Baumaterial, Möbeln etc. freigesetzt werden können, sind baubiologisch in Innenräumen ebenfalls bedeutsam. Mehr...

Die Fachzeitschrift Umwelt-Medizin-Gesellschaft UMG beschreibt in ihrer aktuellen Ausgabe eine deutlich zunehmende Anzahl von Lebensmittelallergien in der europäischen Bevölkerung: mehr als 17 Millionen Menschen seien bereits betroffen. Die Zahl der von Allergien mit schweren Komplikationen betroffenen Kinder habe sich in den letzten zehn Jahren versiebenfacht. umwelt-medizin-gesellschaft | 28 | 2/2015

Carbonsäuren

Carbonsäuren, insbesondere Essig- und Ameisensäure, sind Reizstoffe, die Atemwegs- oder Schleimhaut-reizend wirken können. Zudem sind sie bereits in sehr niedrigen Konzentrationen geruchsauffällig. Sie kommen u.a. in Holzprodukten, insbesondere Holzwerkstoffen (Spanplatten, Möbel etc.) vor und können baubiologisch ein Problem bei großflächigem Verbau sowohl in älteren Fertigbauten als auch in Neubauten oder nach Sanierungen darstellen. Zur Häufigkeit der Emission von Essigsäure aus Bauprodukten schreibt das Umweltbundesamt UBA: „[…] bei Kammeruntersuchungen von 50 üblicherweise im Innenraum eingesetzten Bauprodukten […] wurde Hexanal als die zweithäufigste emittierte flüchtige organische Verbindung (nach Essigsäure) identifiziert. […]“ Quelle: Bundesgesundheitsblatt 2009, 52: 650-659. Die Konzentration von Carbonsäuren kann in der Innenraumluft mit verschiedenen Methoden durch einen baubiologischen Sachverständigen bestimmt und bewertet werden.

Chloranisole

Baubiologische Bedeutung von Chloranisolen in älteren Fertighäusern

Chloranisole sind durch einen schimmelig-muffigen Geruch charakterisiert, welcher durch das ARGUK-Umweltlabor erstmals im Jahr 2003 identifiziert und mit Fertighäusern älterer Bauart assoziiert wurde. Der Chloranisol-Geruch ähnelt dem typischen Schimmelgeruch, hängt aber nicht zwingend mit einem Schimmelpilzbefall zusammen.

Chloranisole können in Innenräumen von älteren Fertighäusern aus den damals verwendeten chlororganischen „Holzschutzmitteln“, wie z.B. Pentachlorphenol (PCP), Lindan (g-Hexachlorcyclohexan), Dichlofluanid etc., in Verbindung mit Schimmelpilz- oder bakteriellem Wachstum entstehen. Der typische „Fertighaus-Geruch“ tritt zudem oft in Kombination mit erhöhten Raumluft-Konzentrationen von Formaldehyd auf. Durch Methylierung können Mikroorganismen, wie z.B. Schimmelpilze der Gattung Trichoderma oder Penicillium sowie Bakterien der Gattung Pseudomonas, Pentachlorphenol zu Pentachloranisol abbauen (Fiedler et al., 1996).

Chloranisole bestehen aus einem Benzolring, an den eine Methoxygruppe und ein bis fünf Chloratome gebunden sind, welche die verschiedenen Vertreter dieser Stoffgruppe kennzeichnen.

Die Hauptvertreter der Chloranisole sind 2,4,6-Trichloranisol (TCA) sowie 2,3,4,6-Tetrachloranisol (TeCA) und Pentachloranisol (PCA). TCA ist die geruchsintensivste Verbindung dieser Stoffgruppe, während die Geruchsschwelle für TeCA deutlich höher liegt. Die TCA- und TeCA-Konzentrationen in der Raumluft geruchlich auffälliger Häuser lagen nach Studien der AGÖF zumeist oberhalb der Geruchsschwelle im Nanogrammbereich [ng/m3]. Die Konzentrationen in der Raumluft von untersuchten Fertighäusern waren von TeCA am höchsten, PCA lag im mittleren Konzentrationsbereich, während TCA in deutlich niedrigeren Raumluft-Konzentrationen vorkam (Binder et al., AGÖF, 2004).

Der baubiologische Nachweis und die Identifizierung von Chloranisolen in Innenräumen erfolgt durch Analysen von Raumluftproben.

"Elektrosmog" (elektromagnetische Felder)

"Elektrosmog" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für Belastungen des Menschen und der Umwelt durch technisch erzeugte (künstliche) elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder (EMF).

Zu diesen EMF zählen die niederfrequenten elektrischen Wechselfelder, wie z.B. Hochspannungs- und Stromleitungen (50 Hz) und die magnetischen Wechselfelder, erzeugt durch z.B. Bahnstrom (16,70 Hz), Hochspannung, Trafo-Haus etc. Auch elektrische Gleichfelder (Elektrostatik), z.B. Lacke, Synthetik, Möbel und die magnetischen Gleichfelder (Magnetostatik), z.B. Metall in Betten, Matratzen, Bewehrung in Gebäuden zählen zum 'Elektrosmog'. Hinzu kommen nunmehr die hochfrequenten elektromagnetischen Wellen (technische Hochfrequenz), z.B. WLAN, DECT, Radar. 

Wissenschaftliche Publikationen über EMF

 

Feinstaub

Feinstaub ist mit ursächlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs etc. Das Gesundheitsrisiko durch inhalierte Staubpartikel hängt vor allem davon ab, wie tief die Partikel in die Atemwege eindringen. Dies wird maßgeblich von der Partikelgröße beein­flusst: kleine Partikel dringen tiefer in die Atemwege ein als größere und können bis in die Alveolen (Lungenbläschen) der Lunge gelangen.

Ein weiteres gesundheitliches Risiko besteht darin, dass sich an ihrer Oberfläche Schadstoffe anlagern können, wie z.B. Schwermetalle oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Da kleinere Partikel eine größere Oberfläche im Verhältnis zu ihrem Volumen haben, sind sie stärker mit den genannten Stoffen belastet als größere Partikel.

Darüber hinaus beeinflusst die elektrostatische Ladung der Partikel, ob sie ggf. verstärkt an Oberflächen im Innenraum gebunden bleiben.

  • Sehr kleine Staub-Partikel (≤ 0,1 µm Durchmesser) werden als Ultrafeinstaub bezeichnet. Sie können über die Alveolen in die Blutbahn gelangen und sich über den Blutkreislauf im Körper verteilen. Deshalb bergen ultrafeine Partikel ein besonderes gesundheitliches Risiko. (Tabak)Rauch, Asbeststäube, Ruß (z.B. Kerzenabbrand) etc. fallen in diese Klasse.
  • Partikel ≤ 2,5 μm werden als Feinstaub PM2,5bezeichnet. Sie können bis in die Alveolen gelangen. Hierzu zählen u.a. einige Schimmelsporen sowie Mineralfaserstäube (KMF, TRGS 521), Dieselruß, Bakterien etc.
  • Partikel mit einem Durchmesser von 10 - 2,5 μm werden als gröberer Feinstaub PM10-2,5 bezeichnet. Sie werden zumeist in den oberen Atemwegen zurückgehalten. Hierzu zählen Hausstaubmilben-Allergene, Schimmelsporen, z.T. KMF etc. Die meisten Schimmelpilzsporen liegen im Bereich des gröberen Feinstaubs, aber es gibt auch diverse Schimmelporen, die kleiner sind als 2,5 µm. Schimmelsporen können sensibilisierend wirken und ggf. Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) enthalten, was ein gesundheitliches Risiko z.B. für Allergiker (Asthma bronchiale) darstellt.

Die Raumluft kann z.B. mit einer detaillierten Analyse von Schimmelsporen (Gesamtsporen qualitativ und quantitativ) überprüft werden: sprechen Sie uns hierzu gern an!

  • Grobstaub (Schwebstaub) umfasst Partikel von 100 - 30 µm Größe, z.B. aus Schüttgut.

Die Beurteilungskriterien (Grenzwerte), die im Außenluftbereich zur Beurteilung von Feinstaub-Partikeln genutzt werden, sind im Innenraum aufgrund der heterogenen Quellen und Zusammensetzung der Feinstäube nicht anwendbar.

  • Quellen für Feinstaub (≤ PM10) im Außenbereich: Kfz-Verkehr, Industrie, Landwirtschaft, Heizungsanlagen, Schüttgut etc.
  • Quellen für Feinstaub im Innenraum (PM2,5): insb. belastete Außenluft, Rauchen, Betreiben von offenen Brennstellen (Kamine, Gastherme, Gasherde), Kochen/Braten (ohne Dunstabzug), Abbrennen von Kerzen und Räucherstäbchen, Drucker/Kopierer etc.
  • Quellen für gröberen Feinstaub im Innenraum (PM10-2,5): insb. Staubsaugen ohne Feinstaubfilter (HEPA = Partikel bis 0,3 µm), Aufwirbeln von sedimentierten Partikeln, Partikelfreisetzung von Haut und Haaren, Abrieb von Textilien, Eintrag über Kleidung etc.

Quelle: „Feinstaubbelastung in Deutschland“, UBA 2009; VDI 4300 Blatt 11

Eine gute Übersicht bietet der folgende Link zu Filterabscheidegrade und Schadstoffpartikelgrößen.

„Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in Untersuchungen festgestellt, dass es keine Feinstaubkonzentration gibt, unterhalb derer keineschädigende Wirkung zu erwarten ist. […] Quantitative Aussagen zum Gesundheitsrisiko der Feinstaubbelastungen (PM10) in Innenräumen lassen sich derzeit nicht treffen. […] Die Innenraumlufthygiene-Kommission stellt fest, dass erhöhte Feinstaubkonzentrationen in Innenräumen hygienisch unerwünscht sind, ohne dass damit bereits eine konkrete Aussage zum Gesundheitsrisiko verbunden ist. Eine Verringerung der Staubkonzentrationen der Luft dient damit der Vorsorge vor vermeidbaren Belastungen.“

Quelle:„Feinstaub in Innenräumen“, UBA 2017

„Solange noch keine gültige Bewertung in Form von Richt- oder Grenzwerten möglich ist, sollte auf die üblichen Maßnahmen zur Verbesserung der Innenraumluftqualität verwiesen werden. […] Die Kohlendioxid-Konzentration der Innenraumluft kann hierbei als geeigneter Luftqualitätsindikator herangezogen werden (Richtwerte für CO2). Darüber hinaus könnten innenraumtypische Quellen aufgespürt und ihre Emissionen minimiert werden.“

Quelle: „Gesundheitliche Bedeutung von Feinstaub in der Innenraumluft“ der Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes, Bundesgesundheitsbl 51: 1370–1378, 2008

Eine (quantitative) Partikel-Messung zur Bestimmung der Feinstaub-Konzentration in der Innenraumluft dient daher vornehmlich zur Quellenermittlung bzw. als Erfolgskontrolle zur Überprüfung von Partikelminderungs-Maßnahmen und (aufgrund fehlender Innenraum-Richtwerte) nicht zur direkten gesundheitlichen Bewertung.

Formaldehyd

Formaldehyd ist seit 2014 als krebserzeugender Gefahrstoff eingestuft (Karzinogen Kategorie 1B) und wird dennoch in vielen Baustoffen und Mobiliar verwendet. 

Mehr unter "Schadstoffe im Mobiliar, Beispiel Formaldehyd"

Holzschutzmittel Hylotox 59 | Foto: M. Wartchow

Holzschutzmittel

Ein erhebliches gesundheitliches Risiko können Altlasten in Bestandsbauten aus den 1960-er bis Ende der 1980-er Jahre darstellen. In den alten Bundesländern sind häufig Holzschutzmittel wie Pentachlorphenol (PCP), Dichlofluanid und Lindan verwendet worden... Lesen Sie mehr unter

Holzschutzmittel in Bestandsbauten

Sick-Building-Syndrom

Isothiazolinone

Isothiazolinone werden als Konservierungsmittel für Wandfarben, Lacke, Klebstoffe etc. eingesetzt. Vorrangig werden Methylisothiazolinon (MIT) und Chlormethylisothiazolinon (CMIT) verwendet. Sie wirken z.B. in Wandfarben (Dispersionsfarben) als sogenannte „Topfkonservierer“ fungizid und bakterizid. Bereits in sehr niedrigen Konzentrationen können Isothiazolinone sensibilisierend und ggf. Allergie-auslösend wirken.

Melatonin

Melatonin, melaninkonzentrierendes Hormon MCH, ist ein Hormon, welches in der Zirbeldrüse (Epiphyse) aus Tryptophan synthetisiert wird und den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert: insbesondere künstliches blaues Licht hemmt die Sekretion, während Dunkelheit zu einem Anstieg des Melatonin-Spiegels und zur Schlafinduktion führt. Somit kann eine Verringerung des Melatonin-Spiegels durch Kunstlicht Schlafstörungen bewirken. In verschiedenen Studien konnte außerdem gezeigt werden, dass auch EMF die Melatonin-Produktion reduzieren können. R. J. Reiter, J. Cell. Biochem. (1993); C. Graham et al., EHP (2001); S. J. Konturek et al., J. Physiol. Pharmacol. (2007

Parabene

Parabene sind bereits in sehr niedrigen Konzentrationen sowohl allergen als auch hormonell wirksam. Es sind Ester der para-Hydroxybenzoesäure (kurz PHB-Ester) und kommen in Kosmetika Naturkosmetik vor. Sie besitzen zwar ‚nur' eine geringe Sensibilisierungsquote (1-2%), haben darüber hinaus aber schwache Östrogen-ähnliche Wirkung.

Polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS)

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind persistente organische Schadstoffe (POP), die künstlich hergestellt werden (ca. 4700 PFAS wurden bereits synthetisiert) und in vielen Bereichen Verwendung finden (z.B. Textilien, Haushaltsprodukte, Brandbekämpfung, Bauwesen, Elektronik etc.).

PFAS werden insbesondere über Lebensmittel vom Menschen aufgenommen. Flüchtige PFAS können auch über die Luft aufgenommen werden: u.a. kann die Verwendung von Haushaltschemikalien (z.B. Imprägniersprays) zu Innenraumbelastungen führen. Auch Verbindungen wie beispielsweise Fluortelomeralkohole (FTOH), die u.a. für Teppichbeschichtungen eingesetzt werden, können die Raumluft belasten. PFAS verbleiben nach der Aufnahme lange im menschlichen Organismus: sie werden u.a. in Organen (z.B. Leber) angereichert und sind toxisch (z.T. krebserzeugend, mutagen oder reproduktionstoxisch, sogenannte CMR-Stoffe).

In der EU sind Höchstgehalte für ausgewählte PFAS in Lebensmitteln ab 2023 wirksam (EU-Empfehlung 2022/1431). Daher wird auch in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) ein Grenzwert für PFAS festgelegt.

 

Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, PAK

Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, PAK, entstehen durch unvollständige Verbrennung organischen Materials, insb. Holz, Mineralöl. Es entstehen hier freie Kohlenwasserstoffradikale, die zu PAK polymerisieren. Sie kommen in Kfz-Abgasen, Bitumen, Teer etc. vor und sind baubiologisch als schwerflüchtige Innenraum-Schadstoffe in Altbauten (Holzschutzmittel, Carbolineum, Dachbahnen, Parkett-Klebstoffe) gesundheitlich relevant. Benzo(a)pyren gilt als Leitsubstanz, die z.B. in Stadtgebieten in Konzentrationen von 1-10 ng/m3 Luft vorkommen kann. In Innenräumen mit PAK-Quellen und an Arbeitsplätzen können deutlich höhere Raumluftkonzentrationen (über 100 ng/m3) vorkommen. PAK, wie Benzo(a)pyren (-Metabolite), Dibenzo(a,h)anthracen etc., gelten als mutagen und kanzerogen (krebserzeugend). In Tierversuchen wurde eine Tumor-induzierende Wirkung bereits Anfang des letzten Jahrhunderts festgestellt. Die Bewertung des Krebsrisikos durch PAK in der Innenraumluft erfolgt durch Ermittlung der sog. Kanzerogenen Äquivalenzsumme (Zorn et al., Proceedings Indoor Air 2005).

Radon

Das radioaktive Gas Radon, welches sich in Häusern ohne hinreichende Horizontalsperre anreichern kann, ist für eine Erhöhung des Lungenkrebs-Risikos verantwortlich. Lesen Sie mehr unter

Radioaktivität

Sick-Building-Syndrom

Das Sick-Building-Syndrom (SBS) bezeichnet das Auftreten Gebäude-spezifischer Gesundheits-Beschwerden. Dabei stehen unklare Beschwerden wie Kopfschmerzen, Augen- und Schleimhautreizungen, Husten, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen im Vordergrund. Festgelegte Grenzwerte möglicher Schadstoffe, Allergene etc. werden hier nicht überschritten.

Bei der Building Related Illness (BRI) sind hingegen deutlich erhöhte Schadstoff- oder Allergen-Konzentrationen oder erhöhte mikrobielle Belastungen in der Raumluft ursächlich.

Bislang konzentrieren sich Studien zur Ursachenforschung des SBS auf hygienische Parameter in der Innenraumluft wie Schimmelpilz-Sporen, Bakterien, Milben, Pollen sowie Schadstoff-Belastungen wie VOC, Fasern etc. und technische Belastungen wie Klimaanlagen.

Was zumeist nicht erfolgt, ist eine umfassende Untersuchung nach dem Standard der baubiologischen Messtechnik ©SBM-2015: Dieser beinhaltet darüber hinaus Belastungen durch eine Vielzahl weiterer Schadstoffe in sehr niedriger Konzentration sowie Elektrosmog. Dies trägt möglichen Wechselwirkungen, eventuellen Langzeit-Belastungen und den individuell unterschiedlichen Empfindlichkeiten der betroffenen Personen evtl. stärker Rechnung.

Desweiteren empfiehlt die Baubiologie, falls möglich, auf zentrale Klimaanlagen zu verzichten und legt besonderen Wert auf die Auswahl Schadstoff-armer Baustoffe wie z. B. der Bodenbeläge. Außerdem wird bei Neubezug oder Renovierung oft übersehen, dass viele Baustoffe noch längere Zeit ‚ausgasen‘, also geringe Mengen an Schadstoffen in die Raumluft emittieren.

P. S. Burge, Sick building syndrome, Occup. Environ. Med. (2004); Sick Building Syndrom, Umweltbundesamt (2014)

VOC (Volatile Organic Compounds, "flüchtige organische Stoffe")

VOC (Volatile Organic Compounds, „flüchtige organische Stoffe“) sind Lösemittel, mit einem Siedebereich von 50°C – 260°C und einem Retentionsbereich von C6-C16 (n-Hexan bis n-Hexadecan). Sie sind in der DIN EN ISO 16000-6 und VDI 4300/6 sowie nach AgBB (Ausschuss für die gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten, 2005) und WHO (1989) definiert. Im Baubereich finden diese z.B. in Klebern, Farben, Lacken, Fugenmassen, Fußbodenbelägen sowie in Holzwerkstoffen (z.B. Mobiliar) Verwendung. Häufig werden Aromaten, wie Toluol oder Xylol, aber auch Terpene, Aldehyde, Ketone und immer häufiger auch Glykole als Lösemittel verwendet. Diese Schadstoffe können schon bei Raumtemperatur z.T. über Jahre aus solchen Baustoffen im Wohnbereich ausgasen und über die Atemluft aufgenommen werden.

Eine Untersuchung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ, 12/2014) hat einen klaren Zusammenhang zwischen Ausgasungen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) nach dem Renovieren von Wohnungen während oder kurz nach der Schwangerschaft und Atemwegserkrankungen bzw. Allergien bei Kindern gezeigt (U. Franck et al., Environ. Int., 2014). Weitere Details zur Studie siehe unter Ausgasungen von Schadstoffen

Als VVOC (Very VOC, „sehr leicht flüchtige organische Stoffe“) werden Lösemittel mit einem Siedebereich von 0°C – 100°C und einem Retentionsbereich von < C6 bezeichnet. Hierunter fallen u.a. auch Formaldehyd und diverse Alkohole, die häufig Verwendung in Reinigungsmitteln finden.

Als TVOC (Total VOC) wird die Summe aller VOC bezeichnet; für diese hat das Umweltbundesamt (UBA) toxikologisch abgeleitete Richtwerte für Innenräume definiert und nach „hygienischer Auffälligkeit“ eingestuft.

Dabei können höhere VOC-Konzentrationen zu Schleimhautreizungen (z.B. Aldehyde), Kopfschmerzen oder Müdigkeit führen (BMUB, 2016). Bei einigen VOC, wie z.B. Dichlormethan, besteht der Verdacht auf karzinogene Wirkung beim Menschen (GHS Einstufung Kategorie 2).

Schadstoffe nach SBM-2015

Chemische Schadstoffe

Formaldehyd und gasförmige Schadstoffe

Chlor, Erdgas, Formaldehyd, Kohlenmonoxid, Ozon, Stickstoffdioxid etc.

Lösemittel, VOC (leicht bis mittelflüchtige organische Verbindungen)

Aldehyde, Aliphaten, Alkane, Aromaten, chlorierte Kohlenwasserstoffe, Ester, Glycole, Isocyanate, Ketone, Kresole, Phenole, Siloxane, Terpene 

»Ausgasungen von Schadstoffen

Pestizide und schwerflüchtige Schadstoffe (SVOC)

Biozide, Chloranisole (TCA, TeCA), Dioxine, Flammschutzmittel (TEP, TCEP, CDP etc.), Fungizide, Holzschutzmittel (Halogen-Schwermetall-Salze; Carbolineum; PCP, DDT, Lindan, Dichlofluanid etc.), Insektizide, Isothiazolinone »Allergene, Organische Zinnverbindungen, Pyrethroide (Permethrin), Polychlorierte Biphenyle (PCB), Polycylische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK, PAH), Weichmacher (Phthalate)

Schwermetalle und deren Salze

Leicht- und Schwermetalle: Aluminium, Blei, Cadmium, Chrom »Kontaktallergene, Kobalt, Kupfer, Nickel,  Quecksilber, Zink

Partikel und Fasern

Asbest, Feinstaub, Künstliche Mineralfasern (KMF), Nanopartikel

 

Biogene Schadstoffe

  • Schimmelpilze, Milben

 

Ionisierende Strahlung

  • Radon

 

Elektromagnetische Felder (EMF)

  • Elektrische und magnetische Felder

  • Elektromagnetische Wellen

Das Sachverständigenbüro BAUBIOLOGIE DR. STAMER führt sämtliche Schadstoffuntersuchungen in Zusammenarbeit mit DAkkS-akkreditiertem Analyselabor angelehnt an VDI 4300, DIN EN ISO 16000 sowie SBM-2015 durch. 

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